Allzweckreiniger, WC-Reiniger, Spülmaschinen-Tabs und Co. – in jedem Haushalt gibt es diverse Reinigungsmittel. Alleine schon ihre bunten Farben machen sie zu einem interessanten Objekt für Kinder. Aber auch die Tatsache, dass Erwachsene vielleicht mal gesagt haben „Nein, da darfst du nicht dran! Das ist giftig!“, erhöht die Anziehungskraft solcher Putzmittel leider enorm. Es gibt daher ein paar Regeln, die Sie bei der Aufbewahrung von Reinigungsmitteln beachten sollten. Außerdem informieren wir Sie darüber, was zu tun ist, wenn das Kind trotzdem Reiniger verschluckt hat.
Seien Sie wachsam, damit eine Vergiftung nicht unentdeckt bleibt!
Da Kinder in Bezug auf Chemikalien wirklich besonders gefährdet sind, sollten Sie immer wachsam bleiben. Wenn Sie bemerken, dass ihr Kind an dem geöffneten Schrank mit den Reinigungsmitteln war, kontrollieren Sie umgehend, ob etwas fehlt oder ob Flaschen geöffnet sind. Nehmen Sie Ihr Kind „unter die Lupe“: hat es einen auffälligen Mundgeruch oder riechen die Finger nach Reiniger? Können Sie im oder um den Mund herum noch farbliche „Markierungen“ der Flüssigkeiten erkennen? Je nach Alter können Sie das Kind befragen. Versuchen Sie aber nicht vorwurfsvoll oder panisch zu sein – womöglich verschweigt es sonst, aus Angst vor Ärger, die Wahrheit. Ebenso hellhörig sollten Sie übrigens werden, wenn der kleine Entdecker erzählt, etwas komisch gegessen zu haben oder so. Haken Sie lieber nach!
Körperliche Anzeichen einer Vergiftung
Auch wenn Sie nicht gesehen haben, dass Ihr Kind an dem Schrank mit den Putzmitteln war, so sind folgende körperliche Symptome mögliches Warnzeichen für eine Vergiftung:
– Extremer Speichelfluss
– Plötzliche Kopfschmerzen und Schwindel
– Heftige Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen
– Auffällige Müdigkeit, Apathie
– Bewusstseinsstörungen
– Zittern, Schwierigkeiten mit einfachen Bewegungsabläufen (z.B. Gehen)
– Bewusstlosigkeit, Atemstillstand und Herz-Kreislauf-Versagen
Reagieren Sie umgehend aber mit Bedacht!
Schauen Sie zunächst, ob sich noch Reste des Eingenommenen im Mundraum befinden und entfernen Sie diese mit dem Finger. Wenn Sie wissen, was Ihr Kind geschluckt hat und es noch KEINE Vergiftungserscheinungen zeigt, wenden Sie sich an den Giftnotruf – Eine Liste der verschiedenen Giftnotruf-Nummern finden Sie hier! Ein Anruf beim Kinderarzt kann ebenfalls hilfreich sein.
Ihr Kind zeigt Anzeichen einer Vergiftung?
– Rufen Sie umgehend den Rettungsdienst (112) und schildern Sie das Problem. Es ist natürlich sehr hilfreich, wenn Sie wissen, was das Kind zu sich genommen hat.
– Bewahren Sie Ruhe und beruhigen Sie auch das Kind, solange Sie auf die Sanitäter warten.
– Sollten Sie wissen, was Ihr Kind genommen hat, behalten Sie die Flasche oder Packung, um diese dem Notarzt zu zeigen. Auch Erbrochenes sollten Sie aufbewahren! Darüber lässt sich im Zweifel der Giftstoff bestimmen.
– Versuchen Sie nicht, Ihr Kind absichtlich zum Erbrechen zu bringen! Ätzende Stoffe gelangen sonst ein zweites Mal durch die Speiseröhre und auf die Schleimhäute und können so massive Schäden anrichten.
– Erstmal NICHTS zu trinken geben – weder Milch noch Wasser! Es sei denn, die Mitarbeiter vom Giftnotruf oder der Rettungszentrale raten Ihnen ausdrücklich dazu. Bei stark ätzenden Stoffen kann es nämlich wiederum nötig sein, viel zu trinken, um diese zu verdünnen. Aber wie gesagt: klären Sie das vorher erst ab!
– Wenn Ihr Kind bewusstlos wird, bringen Sie es in die stabile Seitenlage. Sollte sogar die Atmung aussetzen, müssen Sie sofort mit Wiederbelebungsmaßnahmen beginnen! (Herzdruckmassage und Atemspende im Verhältnis von 30 zu 2)
– Es gibt „Entschäumungstropfen“, die Sie in Ihre Notapotheke aufnehmen sollten. Nachdem Sie das mit dem Giftnotruf abgeklärt haben, können Sie das Ihrem Kind geben, wenn es zum Beispiel Spüli oder Waschmittel eingenommen hat.
– Es muss nicht immer ein „Verschlucken“ sein. Ätzende Chemikalien sind genauso gefährlich, wenn Sie mit der Haut (insbesondere Kinderhaut) in Berührung kommen. Spülen Sie die entsprechende Körperstelle mindestens 15 Minuten lang unter lauwarmen Wasser ab. Sollte eine Wunde sichtbar sein, verbinden Sie diese mit einer sterilen Kompresse.
Was ist bei der Aufbewahrung von Reinigungsmitteln zu beachten?
Vorsorge ist immer noch besser, als Nachsorge! Bewahren Sie sämtliche Putzmittel wie WC-Reiniger, Spülmaschinentabs, Badreiniger, Spülmittel, Allzweckreiniger oder ähnlich stets in Schränken auf, zu denen Ihr Kind keinen Zugang hat. Am besten ist natürlich ein Schrank mit abschließbarer Tür. Ist dies nicht gegeben, gibt es zum Beispiel in Drogerie-Märkten auch Türsicherungen zu kaufen, mit denen man den Schrank nachträglich sichern kann.
Sollten Sie eine leere Flasche Reinigungsmittel entsorgen, bringen Sie den Müll direkt an einen sicheren Ort. Denn Kinder greifen auch mal gerne in den Abfalleimer und je nach Chemikalie, sind auch winzige Mengen gesundheitsschädlich!
Wichtig ist außerdem, dass Sie die Reiniger (oder generell Chemikalien) nicht in Getränkeflaschen oder andere Behälter umfüllen. Zum einen ist dann nicht mehr ersichtlich, worum es sich handelt, zum anderen umgehen Sie damit die meist kindersicheren Verschlüsse von hoch ätzenden bzw. giftigen Mitteln.
Darüber hinaus können Sie darauf achten, dass der Zusatz Bitrex enthalten ist. Dieser wird mittlerweile von einigen Herstellern verwendet und soll das Reinigungsmittel extrem bitter schmecken lassen. Dadurch spucken die Kinder die Flüssigkeit freiwillig direkt wieder aus, ohne sie zu schlucken. Immerhin ein kleiner Sicherheitsaspekt.
Allgemeines zur Verwendung
Generell möchten wir noch darauf hinweisen, dass Sie bitte immer die Sicherheitshinweise auf den Verpackungen befolgen. Besonders bei sogenannten „Kraftreinigern“ sollten Sie auf eine ausreichende Belüftung achten. Noch besser: im Sinne unserer Kinder – vermeiden Sie es doch einfach mit hoch aggressiven Reinigern zu putzen. Zumindest solange sich die Kinder im Wohnraum befinden. Für viele Putzmittel gibt es übrigens ungefährliche Hausmittel als Alternative – das ist zwar nichts für die professionelle Gebäudereinigung, aber für den Privat-Gebrauch durchaus mal eine Alternative!
Übrigens hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) eine App entwickelt, die über Vergiftungsrisiken, erste Hilfe und vieles mehr informiert. Außerdem ermöglicht ein Button den direkten Anruf bei einer der Giftnotruf-Nummern. >> Mehr Informationen zur App